Zahlreiche Kräne, tiefe Baugruben, frischer Beton und verstaubte Straßen: Für viele Frankfurter ist der Riedberg eine Großbaustelle. Um diese richtige Einschätzung zu treffen, reicht ein Blick aus der Ferne, die Kräne ragen weit sichtbar in den Himmel. Wer sich dem Riedberg nähert, trifft auf abgesperrte Straßen, tonnenschwere Lastwagen, eilende Handwerker sowie kreuz und quer parkende Umzugswagen. Der Riedberg – seit Jahren eine große Baustelle.

Doch der Riedberg hat längst mehr zu bieten. Seit wenigen Monaten gibt es einen Sportverein: den Sportclub Riedberg e.V. „Der Riedberg war und ist eine richtige Spielwiese“, sagt Alexander Markert, der erste Vorsitzende des im März 2011 gegründeten Clubs. Eine Spielwiese im wörtlichen Sinne, die seit der Gründung des SC Riedberg als Sportstätte der fußballinteressierten Riedberger dient. Und eine Spielwiese, die zum Ausprobieren und Experimentieren einlädt. „Es gibt hier viele junge Familien mit Kindern, die Infrastruktur wird gerade aufgebaut“, so beschreibt der 37 Jahre alte Markert den Stadtteil. Viele Neu-Riedberger befänden sich in der gleichen Lage: Sie müssten in einer meist noch fremden Umgebung neu Fuß fassen. „Was liegt in dieser Situation näher, als gemeinsam Sport zu treiben“, fragten sich die Initiatoren des SC Riedberg. „Der Verein soll ein Stück Heimatgefühl verkörpern“, sagt Markert.

Jung und modern wie der Stadtteil, so sieht sich der neue Club im Frankfurter Norden. Kurz vor dem ersten Spatenstich zur neuen Sportanlage trafen sich 26 Riedberger zur Vereinsgründung, die mit dem Eintrag ins Vereinsregister im Juli endgültig perfekt war. Die Aussicht auf das neue Sportareal sei so etwas wie eine Initialzündung für die Gründung gewesen, berichtet Markert. Denn schon zuvor waren einige Riedberger sportlich aktiv, die Interessensgemeinschaft Riedberg e.V. (IG Riedberg) hatte ein sonntägliches Fußballtraining für Kinder in der Nähe des Bonifatiusparks ins Leben gerufen. Die Erwachsenen zogen nach und bildeten eine Fußballmannschaft, die zunächst auf einer noch nicht bebauten Wiese ihr Können unter Beweis stellte. „Wir hatten mit vielen Maulwurfshügeln zu kämpfen“, erinnert sich Markert, der selbst die Fußballschuhe schnürt. Nach dem Umzug auf einen Ascheplatz vergrößerten sich die Teams rasch, so dass im Dezember 2011 die Sparte „Fußball“des SC Riedberg gegründet werden konnte.

Doch der Sportclub steht nicht nur für Fußball. Nach der Vereinsgründung haben viele Leute Interesse an verschiedenen Sportarten bekundet. „Das ganze Konzept lebt vom Engagement der Riedberger“, sagt Markert. „Wir wollen einen Rahmen bieten und alle mit einbeziehen.“ Das stolze Ergebnis bis Jahresende: Die neuen Mitglieder stellten Spiel- und Trainingsstunden sowie Turniere auf die Beine. Unter dem Dach des SC Riedberg gab es erste Aktivitäten in den Bereichen Basketball, Beachvolleyball, Golf, Tai Chi und Yoga. Erste Trainer wurden engagiert.

Die Vereinsgründer haben es sich in der Findungsphase zur Aufgabe gemacht, auf die Neu-Riedberger zuzugehen. Dazu gehörte im vergangenen Jahr eine hohe Präsenz auf den örtlichen Immobilienmessen, dem Sommerfest der IG Riedberg, dem Musikfestival „Live im Park“ oder dem Riedberger Weihnachtsmarkt.

Ein wichtiger Baustein, der zum Wachsen des jungen Sportclubs beiträgt, ist das Internet. Der Verein ist mit einer Website und mit Gruppen bei Facebook und Xing präsent. „Wir holen die Leute direkt am Schreibtisch ab“, sagt Markert. Vom Schreibtisch ins Sportoutfit – so lässt sich das Onlinekonzept des SC Riedberg zusammenfassen. Auf Facebook werden Lauf- und Fahrradstrecken sowie Laufzeiten ausgetauscht, Trainingsgruppen entstehen, aktuelle Trainings- und Spieltermine werden abgesprochen. „Wir nutzen die schnelle und direkte Kommunikation“, sagt Markert über den im Internet gut vernetzten Riedberger Sportclub. Mehr als 140 Mitglieder fanden sich bis zum Jahresende in der Facebook-Gruppe zusammen, das Netzwerk ist schnell gewachsen. Bereits im Oktober 2011 durfte der Verein das 100. Vereinsmitglied begrüßen.

Im Frühjahr 2012 will der SC Riedberg dann voll durchstarten. Mit der Einweihung der Sportanlage am Riedberg beginnt für den jungen Verein bereits ein neues Kapitel. Der Sportclub hat von der Stadt Frankfurt das Vertrauen erhalten und wird die Multifunktionsanlage im Quartier „Altkönigblick“ im Norden des Stadtteils betreuen und nutzen dürfen. Ein Rasen- und ein Kunstrasenplatz, eine Soccer-Arena, verschiedene Kunststoffspielfelder z.B. Volleyball, Basketball, Badminton, Hockey oder zum Kicken, ein Beachvolleyballfeld, ein Boulebereich und eine 650 Meter lange Finnenbahn – auf der mehr als 41.000 qm großen Anlage mit seinen integrierten 14.000 qm Vegetationsflächen dürften sich viele Sportlerträume erfüllen.

Breitensport und Ligensport will der SC Riedberg zunächst anbieten. „Leistungssport ergibt sich ganz von alleine“, ist sich Markert sicher. Der Name „Sportclub“ sei gezielt gewählt worden, weil man mit dem Begriff weltweit etwas anfangen könne. „Der Riedberg ist nicht nur jung, sondern auch international“, so der 37-Jährige. Schon bei der Vereinsgründung stimmten die neuen Mitglieder über das Clublogo ab: Zu sehen ist die in grün gehaltene Silhouette eines Bergs mit einem Sportler in Bewegung. „Wir sind ein grüner, sportlicher Stadtteil“, erläutert Markert. Auf dem Riedberg ist man durchaus ein bisschen stolz darauf, dass man die Hürden einer Vereinsgründung so schnell genommen hat – dank des großen Engagements einzelner Gründungsmitglieder und der Social-Media-Angebote im Internet. „In der Regel blicken Sportvereine in Deutschland auf eine lange Geschichte zurück“, sagt Markert. „Unser Beispiel zeigt, dass auch heute noch Sportvereine mit Visionen entstehen können.“ BERNHARD BÖTH

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